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Desensibilisierung ist ein medizinisches Verfahren, das darauf abzielt, die Empfindlichkeit des Immunsystems gegenüber bestimmten Allergenen oder Reizstoffen zu verringern. Dies geschieht durch wiederholte, kontrollierte Exposition gegenüber dem Allergen in allmählich steigenden Dosen, um die Toleranz des Körpers zu erhöhen und allergische Reaktionen zu reduzieren.

Allgemeine Beschreibung

Desensibilisierung, auch als spezifische Immuntherapie (SIT) oder Hyposensibilisierung bezeichnet, wird häufig zur Behandlung von Allergien eingesetzt, darunter saisonale Allergien (Heuschnupfen), Insektengiftallergien und bestimmte Nahrungsmittelallergien. Das Ziel der Desensibilisierung ist es, das Immunsystem schrittweise an das Allergen zu gewöhnen, sodass es weniger stark oder gar nicht mehr reagiert, wenn der Patient später im Alltag auf das Allergen trifft.

Der Prozess der Desensibilisierung erfolgt in zwei Phasen:

  1. Aufbauphase: Während dieser Phase wird der Patient über einen Zeitraum von Wochen bis Monaten regelmäßig steigenden Dosen des Allergens ausgesetzt.
  2. Erhaltungsphase: Nach Erreichen der optimalen Dosis wird diese über einen längeren Zeitraum, oft über mehrere Jahre, regelmäßig verabreicht, um die Toleranz aufrechtzuerhalten.

Anwendungsbereiche

Im medizinischen Kontext wird die Desensibilisierung zur Behandlung verschiedener Arten von Allergien und Überempfindlichkeitsreaktionen eingesetzt:

  • Allergische Rhinitis und Konjunktivitis: Behandlung von Pollen-, Hausstaubmilben- und Tierhaarallergien.
  • Insektengiftallergien: Behandlung von Allergien gegen Bienen-, Wespen- und andere Insektengifte.
  • Nahrungsmittelallergien: Behandlung von Allergien gegen Nahrungsmittel wie Erdnüsse, Milch und Eier.
  • Asthma: Behandlung von allergischem Asthma zur Verringerung der Empfindlichkeit gegenüber Allergenen, die Asthmaanfälle auslösen.

Durchführung der Desensibilisierung

Aufbauphase

Die Aufbauphase beginnt mit der Verabreichung sehr kleiner Dosen des Allergens, die schrittweise erhöht werden. Dies kann durch subkutane Injektionen, sublinguale Tropfen oder Tabletten erfolgen. Die Injektionen werden in der Regel einmal pro Woche verabreicht, während sublinguale Präparate täglich eingenommen werden.

Erhaltungsphase

Nach Erreichen der maximal tolerierten Dosis folgt die Erhaltungsphase, in der die Dosis in regelmäßigen Abständen über einen längeren Zeitraum beibehalten wird. Injektionsbasierte Therapien erfordern in der Regel monatliche Besuche, während sublinguale Therapien zu Hause fortgesetzt werden können.

Vorteile und Wirksamkeit

Die Desensibilisierung bietet mehrere Vorteile:

  • Langfristige Linderung: Reduktion der Symptome und des Bedarfs an symptomatischen Medikamenten.
  • Verbesserte Lebensqualität: Verringerung der Allergiesymptome führt zu einer besseren Lebensqualität.
  • Prävention: Kann die Entwicklung neuer Allergien und die Verschlechterung bestehender Allergien verhindern.

Studien haben gezeigt, dass die Desensibilisierung bei vielen Patienten wirksam ist, insbesondere bei Allergien gegen Pollen, Hausstaubmilben und Insektengifte. Die Behandlung erfordert jedoch Geduld und Engagement, da sie über mehrere Jahre durchgeführt werden muss.

Risiken und Nebenwirkungen

Obwohl die Desensibilisierung im Allgemeinen sicher ist, gibt es potenzielle Risiken und Nebenwirkungen:

  • Lokale Reaktionen: Rötung, Schwellung und Juckreiz an der Injektionsstelle.
  • Systemische Reaktionen: Mildere Symptome wie Niesen, Nasenverstopfung und leichtes Asthma bis hin zu schwereren Reaktionen wie Anaphylaxie. Daher wird die Behandlung in der Regel unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt, um im Falle einer schweren Reaktion sofort eingreifen zu können.
  • Unannehmlichkeiten: Regelmäßige Besuche beim Arzt und die langfristige Natur der Behandlung können belastend sein.

Bekannte Beispiele

Ein bekanntes Beispiel für die erfolgreiche Anwendung der Desensibilisierung ist die Behandlung von Erdnussallergien bei Kindern. Durch die schrittweise Exposition gegenüber kleinen Mengen von Erdnussprotein konnte die Toleranz vieler Kinder erheblich gesteigert werden, wodurch das Risiko schwerer allergischer Reaktionen bei zufälligem Kontakt verringert wurde.

Behandlung und Risiken

Die Desensibilisierung erfordert eine sorgfältige Planung und Überwachung:

  • Indikationsstellung: Nicht alle Patienten sind für eine Desensibilisierung geeignet. Eine genaue Diagnose und Abwägung der Risiken ist erforderlich.
  • Überwachung: Die Behandlung sollte unter Aufsicht eines erfahrenen Allergologen erfolgen, insbesondere während der Aufbauphase.
  • Anpassung der Dosis: Die Dosis muss individuell angepasst werden, um das Risiko von Nebenwirkungen zu minimieren.

Ähnliche Begriffe

  • Immuntherapie
  • Hyposensibilisierung
  • Allergen-spezifische Immuntherapie (AIT)
  • Toleranzinduktion
  • Sublinguale Immuntherapie (SLIT)

Weblinks

Zusammenfassung

Die Desensibilisierung ist ein medizinisches Verfahren, das darauf abzielt, die Empfindlichkeit des Immunsystems gegenüber bestimmten Allergenen zu verringern. Durch wiederholte, kontrollierte Exposition gegenüber dem Allergen wird die Toleranz des Körpers erhöht und allergische Reaktionen werden reduziert. Die Behandlung erfolgt in zwei Phasen: einer Aufbauphase und einer Erhaltungsphase. Sie ist besonders wirksam bei der Behandlung von Allergien wie Heuschnupfen, Insektengiftallergien und bestimmten Nahrungsmittelallergien. Obwohl die Desensibilisierung in der Regel sicher ist, erfordert sie eine sorgfältige Überwachung und kann Nebenwirkungen haben.

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Der obige Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose.